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Montag, 16. Juli 2012

Berlin Lichterfelde Dorfkirche und Carstenn-Schlösschen



Das Dorf Lichtervelde wurde im 13. Jahrhundert von flämischen Ansiedlern gegründet. Es waren die Mönche, die die Technologie des Steinbaus in das Gebiet brachten, in dem es bis dahin keine monumentale Architektur aus Stein gab. Die ältesten Dorfkirchen aus Stein zeichnen sich durch eine übersichtliche Gliederung der Bauteile aus. Türme wurden meist erst später hinzugefügt. Diese Kirchen besaßen keine Gewölbe, sondern hölzerne Decken. Auf Grund der europaweiten Ausbreitung des Zisterzienserordens ist auch in Lichterfelde die zisterziensische Kirchenbaukunst zur Anwendung gekommen. Die Dorfkirche entstand als schlichter Steinbau ohne Turm, denn nach den ästhetischen Grundanschauungen der Zisterzienser galt für ihre Kirchen ein Turmverbot. Anstelle des Turms gab es einen hölzernen Dachreiter. Wie bei den Zisterziensern üblich, befand sich an der Seite der Kirche eine kleine Kapelle, hier konnte der einzelne Mönch beten. In späterer Zeit wurde die Kapelle zur Sakristei umgebaut. Die Kirche ist damals dem Heiligen Nikolaus geweiht worden.

Nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg lag die Kirche bis 1701 brach. Dann ließ der Königlich Preußische Generalkriegskommissar Daniel Ludolf von Danckelman, nunmehr Patron der Kirche, diese wieder aufbauen. Der Anbau vor der Nordwand der Kirche wurde 1776 errichtet, er trägt über dem Portal das Wappen der Familie von Bülow. Dieses kleine Mausoleum wurde zwar mehrfach restauriert, blieb bis heute aber unverändert. In den schlichten Särgen, die in der Gruft aufgestellt sind, wurden Johann Albrecht von Bülow und seine Frau beigesetzt. Ein Vorbau, der weniger als die Hälfte des Westgiebels der Kirche überdeckte, wurde 1789 von Nicolaus von Beguelin, dem Erzieher Friedrich Wilhelms II., als Grabkapelle errichtet. Als die Gemeinde mehr Platz für den Gottesdienst brauchte, wurde 1895 der alte Ostgiebel der Dorfkirche hinter dem Altar abgebrochen und um einige Meter weiter östlich wiedererrichtet. Diese nach Osten vorgenommene Erweiterung fasste man 1939 bei einer Restaurierung mit dem Schiff zusammen und brachte auch den erweiterten Sakristeianbau unter ein gemeinsames Dach. Eine neue Balkendecke wurde eingezogen. Der barocke westliche Anbau, ursprünglich Gruft der Familie von Béguelin, wurde nach Süden erweitert und zur Vorhalle umgebaut, die Särge kamen in den Boden darunter. Das alte Spitzbogenportal in der Westwand, die wahrscheinlich einzige authentische Einzelheit aus der Erbauungszeit der Kirche, liegt seitdem zwischen der Vorhalle und der Kirche.

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